Wie geht es dir? Lange nichts mehr gelesen! Bist du aus der Wildnis zurück, oder muss ich mir Sorgen machen, dass dich ein Bär verspeist hat?

Das waren so die häufigsten Fragen, welche bei mir gelandet sind. Ich bin noch aktiv und meistens munter, aber ich schlafe immer noch nicht gut und habe Tage mit viel Müdigkeit. Meine Emotionen, welche sehr schnell auf und ab rasen, rauben mir Kräfte, welche ich für meine Reise brauche. Keine Ahnung woher dies kommt und ich tue mein Bestes, damit ich fahrtauglich bleibe. Die Vermutung, dass alles Neu ist in meinem Leben, auch meine neue Liebe und dass da schon mal mein Körper reagieren kann, liegt nahe. Um es gleich vorweg zu nehmen, Wochen später, als mein Körper, aus heiterem Himmel, unkontrolliert nur noch zitterte, dachte ich, dass da was nicht stimmt an dieser Theorie. Eine vermutliche Allergie auf Hummer, Krebse und Muscheln, lagen plötzlich nahe und nach Tagen, des Verzichts, geht es mir nun körperlich wieder vollständig gut.

Möchte mich hier gleich noch bedanken für die vielen Nachfragen, aber auch für die Geduld mit meinem Tun. Habe gerade mal 5 Kilo abgenommen in meiner 100 – tägigen Reisezeit.   

Am 09.09.2023 war es so weit und ich treffe Arthur am Ferry Hafen von St. Barbe. Die Reise Richtung und durch Labrador kann beginnen. Nach einer Hotelübernachtung warten wir bis der Schalter öffnet für die Ferrybuchung. Kurzes anstehen in der Schlange mit den LKW Fahrern und schon haben wir unsere Tickets. Wir reihen uns ein um auf die Ferry zu warten. Mich interessieren die LKW’s, welche vom Schiff kommen. Tolle Fahrzeuge. Die Beladung erfolgt und bei Florettina sind sie sich nicht sicher, wegen der Höhe. So schrauben wir die Antenne ab und dann sollte es passen. Geht doch. Arthur kommt als einer der Letzten rauf, denn sein Roadtrek mit den Kanu auf dem Dach braucht einen speziellen Platz. Die Überfahrt geht bequem und bei gutem Wetter. Wir geniessen unsere erste Ferry Fahrt zusammen.

Nach ca. 2 Std. Fahrt Ankunft in Blanc-Sablon in Quebec. Jetzt regnet es so richtig heftig. Alles ist geschlossen, denn wir sind nach Saisonende hier. Wir fahren auf der Route 138 in Richtung West. Ich bin wieder mal erstaunt, ob der tollen Landschaft mit den langen Sandstränden. In Old fort Bay endet die Strasse und wir finden beim Friedhof einen guten Stand Platz, für diese Nacht. Tolle Aussicht auf den Hafen.

Wie jeden Abend kochen wir ein feines Abendessen und die Tage sind spürbar kürzer.

Nächste Etappe ist von Fort Bay nach Pinware River Provincial Park. Wunderbare Schären Landschaft wechselt mit tollen Sandstränden ab. Ich fahre voraus, denn jeden Tag wird der Frontfahrer ausgetauscht. So sehe ich noch einen Wasserfall und überrasche Arthur, denn er hat nichts wahrgenommen, bis ich Florettina am Strassenrand parkiere. Ich habe das Schild schon Gestern gesehen, als wir hier durchfuhren. Weiter geht es nach Blanc Sablon und kurz nach dem Ort kommt ein grosses Schild „Neufundland Labrador / Welcome to he Big Land“.

Immer wieder entdecke ich, dass meine Navigation hier nicht ganz genau funktioniert. Laut Arthur sollte ich mein „Garmin“ vergessen und auf „Google Maps“ umstellen. Warum sollte ich, denn ich bin ja doch weit gekommen mit meinem System. Unser nächstes Ziel sehen wir schon bald -L’Anse Amour der Leuchtturm ( Lighthouse ). Ich stelle mein Navi ein und es findet mein Ziel. Also los und dazu gibt es laute Musik und viel Freude, endlich in Labrador angekommen zu sein. Sehe noch kurz ein Schild L’Anse Amour Lighthouse 3 km, gut also Abzweigung in 3 km, denn das Navi sagt auch noch geradeaus weiter. Kurze Zeit später fahre ich in den nächsten Ort ein und es ist mir klar, dass ich zu weit gefahren bin. Kurzer Halt am Strassenrand und ich steige aus und Arthur kommt auch aus dem Fahrzeug und teilt mir mit, dass ich entlassen bin, als Frontfahrerin. „  You’r fired“! Habe schon lange nicht mehr so gelacht. Das wurde der Witz des Tages, nein eigentlich während der ganzen Fahrt. Ich sage: einsteigen und alles zurück. Auf dem Parkplatz beim Lighthouse mit dem wundervollen Namen „L’Anse Amour“ treffen wir uns wieder. Parkiere Florettina ein bisschen mit Abstand, da ich ja gefeuert bin. Lachend betreten wir das Lighthouse und treffen auf zwei tolle Frauen. Unser Lachen ist ansteckend und somit unsere Geschichte auch gleich noch. Wir bekommen eine extra tolle Führung mit Aggie Cabot im größten Lighthouse von Newfoundland and Labrador. Spannender Bau, spannende Geschichte und tolle Aussicht vom höchsten Punkt. Wir verabschieden uns und Aggie gibt mir eine Umarmung und sagt mir, dass ich ihre Schwester sein könnte, sie habe schon 6 Schwestern, aber das wäre cool. Also nun habe ich eine dritte neue Schwester. Corrina in Canada, Sarah von Irland aus den USA und Aggie aus Labrador. Oh wie soll ich meinem Bruder beibringen, dass er noch 3 Schwestern hat, also total 6 spezielle Schwestern.

Nun freue ich mich auf den Pinware Provincial Park: eine Dusche – für lange Zeit die Letzte, Waesche waschen, Abwasser leeren und Frisch Wasser tanken. So sind wir nun gerüstet für die Durchquerung Labrador’s. Ein grossartiger Sonnenuntergang ist noch als Zugabe dabei. Unser Standplatz ist zwischen River und Ocean. Auch hier wird das kuriose Paar mit den 2 VAN’s mit verschiedenen Kennzeichen wahrgenommen und gibt uns immer wieder Gelegenheit für gute Begegnungen.